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Der kleine Pudel Moritz von Paule Janke

Ich sah da kürzlich eenen Pudel jrad’ mitten uff’n Alex stehn, und Moritz hieß die kleene Nudel, Zwergpudel, schwarz, nett anzusehn.
Er war so schön und so jeschniejelt, die Locken waren 'ne wahre Pracht.
"Na, Moritz" ,frag ick, "frisch jebüjelt?
Hast du dir det selbst jemacht?"

" Ja, gloobste denn, ihr habt alleene det Jeld for euan Hoffrisör?"
Der Moritz wetzte seine Beene,
"Nee, Freund, det fällt uns ooch nich schwer. Ick also jehe beispielsweise zu Marjot. Prima, sar ick dir, denn die behandelt zart und leise, und die vasteht wat von een Tier. Da wirste schön jekämmt, jeschnitten, die Beene werden ausjeputzt, da brauchst janich drum zu bitten, die wissen, wat die Schönheit nutzt. Du wirst jewaschen und jebadet, heißluftjetrocknet und jetrimmt, damit die Feuchtigkeit nich schadet und sich die Locke richtig krümmt.

Du siehst, die Sache, die is zünftich, natürlich is det nich jeschenkt, doch finde ick’s schon sehr vanünftich, dat eena ooch an uns mal denkt. Wir danken ja die jute Pfleje, sind froh jelaunt und sind jesund, sehn jut aus, sauba und sind reje, wat will man denn noch mehr von’n Hund?

Ich hatte längst schon meine Olle det uff die Sanfte beijebracht, die hat ja ooch `ne Lockentolle, die ihr doch der Frisör jemacht. Jedoch von Frauchen muß ick sagen: is die mal neu und frisch frisiert, denn muß mal leida drüba klagen, det sie sich wie `ne Zicke ziert.

Det die hat deshalb jute Laune, det schreibe dir man in den Rooch, wir Hunde sind, wat ick bestaune, doch bess’re Menschen, meinst nich ooch?"
Denn jing der Pudel Moritz munta, so wie er aussah, schön und schick, die Neue Könichstraße runta, zu Marjot, so vamute ick.

(aus „Berliner Zeitung“ Nr. 13/16. Jan. 1955)



Elegie auf den Tod eines Pudels

Oft, wenn ich des Gefühles satt und müde
mich gern der eklen Welt entwöhnt,
hast Du das Aug´ voll Munterkeit und Friede
mit Welt und Menschen wieder mich versöhnt.
Du warst so rein von aller Tück´ und Fehle
als schwarz dein krauses Seidenhaar;
Wie manchen Menschen kannt´ ich dessen Seele
so schwarz als deine Außenseite war.
Trüb sind die Augenblicke unseres Lebens,
froh ward mir mancher nur durch dich.
Du lebtest kurz und lebtest nicht vergebens,
das rühmt, ach, selten nur ein Mensch von sich.

Verfasser unbekannt – von Ludwig van Beethoven vertont

 

Moritat vom braven Pudel - 1883

Laßt Leute, euch berichten
Eine wundersame Kund.
Sie ist bei Wien geschehen,
Ihr Held, das war ein Hund.
Es kehrt ein Gutsbesitzer
Mit Namen Aloys Klein
Nach einem Wochenmarkte
In eine Schenke ein.

Er hatte Vieh verkauft,
Trug bei sich den Erlös.
Das rochen in der Schenke
Zwei Räuber, bitterbös.
Als nun der Gutsbesitzer
Auf d´Nacht zu Bette ging,
Beschlossen die zwei Räuber
Zu drehn ein schlimmes Ding.

Sie schlichen in die Kammer
Hinein zu Aloys Klein
Und drangen mit den Messern
Bedrohlich auf ihn ein.
Schon packten ihn die Schlimmen
An seiner bloßen Kehl´,
Da schrie mit letzten Kräften
Die alte, arme Seel.

Das hörte in dem Stalle
Sein treuer Pudelhund.
Er riß sich von der Kette
Und in der Kammer stund
Das Tier, bevor die Mörder
Die Messer setzten an.
Es stürzt sich auf die Kerle
Und rettet so den Mann.

Es wurde überwältigt
Die böse Mörderbrut.
Zu Wien auf dem Schafotte
Da floß zum Lohn das Blut.
Doch in dem Kampfe stachen
Dem Tier sie eine Wund´
Und schon am anderen Tage
Da starb der arme Hund.

Es setzt in seinem Garten
Der Gutsbesitzer Klein
Dem braven Pudelhunde
Von Marmor einen Stein.
Man könnt´ aus der Geschichte
Erlernen dieses hier:
Viel treuer als die Menschen
Ist oft ein Hundetier.

 

Der große und der kleine Hund oder Packan und Alard

Ein kleiner Hund, der lange nichts gerochen
und Hunger hatte, traf es nun
und fand sich einen schönen Knochen
und nagte herzlich dran, wie Hunde denn wohl tun.
Ein Großer nahm sein´ wahr von fern:
"Der muß da was zum besten haben.
Ich fresse auch dergleichen gern,
will doch des Wegs einmal hintraben."
Alard, der ihn des Weges kommen sah,
fand es nicht ratsam, dass er weilte,
und lief betrübt davon und heulte,
und seinen Knochen ließ er da.
Und Packan kam in vollem Lauf
Und fraß den ganzen Knochen auf.

Als der Hund tot war

Alard ist hin, und meine Augen fließen
mit Tränen der Melancholie.
Da liegt er tot zu meinen Füßen.
Das gute Vieh.
Am Eichbaum ist er oft mit mir gesessen,
in stiller Nacht mit mir allein.
Alard, ich will dich nicht vergessen
und scharr dich ein.
Er tat so freundlich, klebt ´an mir wie Kletten,
noch als er starb an seiner Gicht.
Ich wollt ihn gern vom Tode retten.
Ich konnte nicht.
Wo du mit mir so oft saßt, bei unserer Eiche,
der Freundin meiner Schwärmerei –
Mond scheine sanft auf seine Leiche.
Er war mir treu.

Matthias Claudius (1740 – 1815) über seinen Pudel Alard (1756 – 1771)

 

Der tugendhafte Hund

Ein Pudel, der mit gutem Fug
den schönen Namen „Brutus“ trug,
war vielberühmt im ganzen Land
ob seiner Tugend und seinem Verstand.
Er war ein Muster der Sittlichkeit,
der Langmut und Bescheidenheit.
Man hörte ihn loben, man hörte ihn preisen
als einen vierfüßigen Nathan den Weisen.
Er war ein wahres Hundejuwel!
So ehrlich und treu! Eine schöne Seel!
Auch schenkte sein Herr ihm in allen Stücken
sein volles Vertrauen. Er konnte ihn schicken
sogar zum Fleischer. Der edle Hund
trug dann einen Hängekorb im Mund,
worin der Metzger das schöngehackte
Rindfleisch, Schaffleisch, auch Schweinefleisch packte.
Wie lieblich und lockend das Fett gerochen,
der Brutus berührte keinen Knochen,
und ruhig und sicher mit stoischer Würde
trug er nachhause die kostbare Bürde.
Doch unter den Hunden wird gefunden
auch eine Menge von Lumpenhunden,
wie unter uns, gemeine Köter,
Tagdiebe, Neidharde, Schwerenöter,
die ohne Sinn für sittliche Freuden
im Sinnenrausch ihr Leben vergeuden.
Verschworen hatten sich solche Racker,
gegen den Brutus, der treu und wacker
mit seinem Korb im Maule nicht
gewichen von dem Pfad der Pflicht.
Und eines Tages, als er kam
vom Fleischer und den Rückweg nahm
nachhause, da ward er plötzlich von allen
verschworenen Bestien überfallen.
Da ward ihm der Korb mit dem Fleisch entrissen,
da fielen zu Boden die leckeren Bissen,
und fraßgierig über die Beute
warf sich die ganze hungrige Meute.
Brutus sah anfangs dem Schauspiel zu
mit philosophischer Seelenruh,
doch als er sah, dass solchermaßen
sämtliche Hunde schmausten und fraßen,
da nahm auch er an der Mahlzeit teil
und speiste selbst einen Schöpsenkeil.
Moral: "Auch du, mein Brutus, auch du, du frißt?",
so ruft wehmütig der Moralist.
Ja, böses Beispiel kann verführen.
Und auch – gleich allen Säugetieren –
nicht ganz und gar vollkommen ist
der tugendhafte Hund -
er frißt!

Heinrich Heine